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Geschichte

Die ersten Jahre

Als Geburtsurkunde des Gifhorner Amtsgerichts gilt die von König Georg V. in seinem Schloss Monbrillant in Hannover am 7. August 1852 erlassene Verordnung über die Bildung selbständiger Amtsgerichte und Verwaltungsbehörden, die am 1. Oktober 1852 in Kraft trat. Aufgrund der Anlage zu dieser Verordnung erhielt jedes Amt ein separates Amtsgericht. Das bisherige Amt Gifhorn wurde aufgeteilt in die Stadt Gifhorn als selbständige amtfreie Stadt sowie in die Hausvogtei Gifhorn. Zur Hausvogtei Gifhorn kamen der obere Teil der Gografschaft Papenteich bei Leiferde. Die untere Gografschaft Papenteich bildete mit dem Rest der oberen Gografschaft um Adenbüttel das Amt Papenteich zu Gifhorn.

Die Stadt Gifhorn und die beiden Ämter Gifhorn und Papenteich bildeten einen einheitlichen Amtsgerichtsbezirk mit einem Amtsgericht, das mit zwei Richtern besetzt war. Die richterlichen Geschäfte wurden regional verteilt. Der eine Richter war für das Amtsgericht Gifhorn I (Stadt Gifhorn und Amt Gifhorn) und der andere für das Amtsgericht Gifhorn II (Amt Papenteich zu Gifhorn) zuständig. Die Ämter Isenhagen mit der Vogtei Wahrenholz, Knesebeck und Meinersen erhielten ebenfalls ein eigenes Amtsgericht.

Da es die Probleme der Gebietsreform schon damals gab, wurden mit Wirkung vom 1. Juli 1859 die Ämter Gifhorn und Papenteich zum Amt Gifhorn vereinigt. Außerdem wurde das Amt Knesebeck zum Amt Isenhagen gelegt. Das Gifhorner Amtsgericht unterstand bis zur Eingliederung in den Landgerichtsbezirk Hildesheim im Jahr 1879 unmittelbar dem Obergericht Celle. Aufgrund der Reichsjustizgesetze von 1879 wurde dann das Oberappellationsgericht Celle in ein Oberlandesgericht umgewandelt.

Federstrichzeichnung von Eckhard Korth; zeigt den Innenhof des Gifhorner Schlosses   Bildrechte: Eckhard Korth
Federstrichzeichnung vom Innenhof des Gifhorner Schlosses; gezeichnet von Eckhard Korth

Die räumliche Situation im Gifhorner Schloß

Das Amtsgericht Gifhorn war von 1852 bis 1966 im Kommandantenhaus des Gifhorner Schlosses untergebracht, dessen Bausubstanz sich teilweise in einem sehr schlechten Zustand befand. Das Kommandanten- und Gefangenenhaus war nach dem Einzug des Herzogs Franz im Oktober 1539 vom Baumeister Michael Clare errichtet worden. Von den eigentlichen Schlossgebäuden stand neben der Schlosskapelle nur das Torhaus und der östliche Flügel.

Fotografie zeigt das Gebäude "Langer Jammer" in Gifhorn   Bildrechte: ag_gf
"Langer Jammer", Gifhorn

Weiter gehörte der Justizverwaltung noch ein Nebengebäude aus Fachwerk im Gefangenenhof sowie das alte Amtsrichterwohnhaus Hauptstraße 82 (heute Steinweg 1), der sogenannte "Lange Jammer". Der Anbau hinter der Justizvollzugsanstalt auf dem Schlossgelände wurde erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts errichtet.

Im Erdgeschoss des Kommandantenhauses links neben dem Turm waren ein Sitzungssaal, das Beratungszimmer und eine Jugendarrestzelle eingerichtet. Rechts neben dem Turm befanden sich die Richterzimmer. Die Richter beklagten sich darüber, dass es dort weder "eine ausreichende Abortanlage" noch Gasbeleuchtung gab. Eine Gasleitung wurde erst 1910 verlegt. Sie wurde 1928 durch eine elektrische Lichtanlage ersetzt. In dem Fachwerkgebäude befanden sich eine Dreschdiele, zwei Schweineställe und ein Kuhstall. Der Garten, in dem zwei Spargelfelder angelegt waren, war teilweise mit einer zwei Fuß hohen Tannenhecke umgeben und mit zahlreichen Obst- und Laubbäumen bepflanzt. Die Gebäude des Königlichen Hannoverschen, später Königlichen Preußischen Amtsgerichts wurden im Jahr 1935 dem Deutschen Reich unterstellt und als Reichsgrundbesitz ausgewiesen.

Die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg

Um den Wiederaufbau der Amtsgerichte in Gifhorn und Fallersleben, der sich aufgrund chaotischer Verhältnisse und zahlreicher Verordnungen der Militärregierung als sehr schwierig erwies, hat sich 1950 der verstorbene Baron von Osten-Sacken große Verdienste erworben. Außer ihm ist als weitere markante Richterpersönlichkeit Amtsgerichtsrat Wilhelm Brauns, der von 1950 bis 1967 in Gifhorn Recht sprach, in Erinnerung geblieben.

Am 1. April 1959 wurde das Amtsgericht Meinersen aufgelöst. Die zum Landkreis Gifhorn gehörenden Orte aus seinem Bezirk kamen zum Amtsgericht Gifhorn. Dort setzen sich besonders die Amtsgerichtsdirektoren Dr. Johannes Schubert und Helmut Goose für eine Verbesserung der räumlichen Situation ein.

Fotografie zeigt Südansicht des Amtsgerichtsgebäudes nach Fertigstellung im Jahr 1966   Bildrechte: Amtsgericht Gifhorn
Südansicht des Amtsgerichtsgebäudes nach Fertigstellung des Neubaues im Jahr 1966

Der erste Neubau

Am 24. Juni 1966 überreichte der damalige niedersächsische Justizminister Bosselmann Direktor Schubert den Schlüssel für das neue Amtsgerichtsgebäude am Schlossgarten. Dies bestand aus dem noch heute als "Altbau" modernisiert genutztem Hauptgebäude und einem Saaltrakt mit zwei Sitzungssälen. Das alte Kommandantenhaus wurde danach als Museum genutzt.

Am 1. Mai 1974 übernahm das Amtsgericht Gifhorn das Amtsgericht Hankensbüttel und unterhielt es fortan als Zweigstelle. Am 1. April 1975 wurde auch diese Zweigstelle aufgelöst. Seitdem wurden dort noch bis Ende 2009 Gerichtstage abgehalten.

Fotografie zeigt Südansicht des Amtsgerichtsgebäudes nach Fertigstellung im Jahr 1997   Bildrechte: Amtsgericht Gifhorn
Südansicht des Amtsgerichtsgebäudes nach Fertigstellung des Neubaues im Jahr 1997

Der zweite Neubau

Im Jahr 1973 wurde das Amtsgericht vorübergehend vertretungsweise von Richter Dr. Hans-Joachim Zabel geleitet, der später zum Direktor des Amtsgerichts Walsrode berufen wurde. Bevor Richter Karl-Helge Hupka 1990 die Leitung des Amtsgerichts übernahm, hatten sich seine Vorgänger, Dr. Werner Reinhardt (von 1974 bis 1979) und Ernst Fischer (von 1980 bis 1990) fortwährend um einen Um- und Erweiterungsbau bemüht. Infolge des stetig wachsenden Personals wurde zwangsweise eine Nebenstelle ab 1.5.1979 im Steinweg angemietet.

Die Bauarbeiten für das neue Amtsgerichtsgebäude begannen aber erst 1993 und wurden - bis auf die Außenanlagen - im Jahr 1997 abgeschlossen. Die Nebenstelle Steinweg wurde am 30.4.1992 aufgelöst und eine neue, größere in der Hamburger Straße ab 1.4.1992 angemietet. Diese Nebenstelle wurde mit Fertigstellung des Neubaus zum 31.3.1997 aufgelöst. Der für den Neubau verantwortlich zeichnende Direktor Karl-Helge Hupka wurde, nicht zuletzt wegen seiner ernormen Verdienste um das Amtsgericht Gifhorn, mit Wirkung vom 1. April 2000 zum Präsidenten des Landgerichts Hildesheim ernannt.

Seit dem 30. Oktober 2000 wurde das Amtsgericht von Bernd Hantschick geleitet, am 5. November 2007 wurde die Leitung Dr. Heinold Willers übertragen. Am 9. November 2018 wurde Frau Angelika Braut zur Direktorin des Amtsgerichts Gifhorn ernannt. Frau Braut folgte damit Herrn Dr. Willers nach, der im Juni 2018 in den Ruhestand verabschiedet worden ist.
Am 28. Februar 2023 ist
Dr. Melanie Kieler zur neuen Direktorin des Amtsgerichts ernannt worden. Dr. Kieler übernimmt damit den Posten ihrer im Herbst in den Ruhestand eingetretenen Vorgängerin Angelika Braut.

Quelle: U.a. Annalen der Gifhorner Rechtsgeschichte 1996 v. Eckhard Korth

Federstrichzeichnung von Eckhard Korth; zeigt den Innenhof des Gifhorner Schlosses Bildrechte: Eckhard Korth

Federstrichzeichnung vom Innenhof des Gifhorner Schlosses, gezeichnet von Eckhard Korth

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